Die wichtigsten Themen dieses Blog-Artikels
Technische Innovationen wie Künstliche Intelligenz (KI) und Augmented Reality (AR) können die Polizei dabei unterstützen, effektiv auf komplexe Sicherheitsherausforderungen zu reagieren. Doch nicht überall, wo KI draufsteht, ist auch KI drin und nicht alles, was mit KI und AR machbar ist, ist auch im Polizeialltag sinnvoll oder überhaupt erlaubt. Jede Nutzung muss sich im Rechtsrahmen bewegen. Wie sehen die Integrationsmöglichkeiten von AR und KI in den Arbeitsalltag der Polizei also aus? Und welche Auswirkungen haben sie auf Effizienz, Sicherheit und Reaktionsfähigkeit?
Was KI wirklich ist (und was nicht)
Weil KI ein aktueller Hype ist, wird nur allzu gerne auf diesen Zug aufgesprungen und jeder Rechenalgorithmus als KI deklariert, nur weil etwas automatisch und ohne Zutun erledigt wird. Aber KI ist mehr. KI steht für Lernen, Schlussfolgern, Problemlösen, Verstehen und Verknüpfen. Vor dem Einsatz von KI-Systemen steht das Lernen anhand aufbereiteter Datensammlungen sowie die Modellbildung. Das Modell wird trainiert, validiert und optimiert, bis es bereitgestellt werden kann. Auch danach lernt es immer weiter dazu. Ein echtes KI-System wird immer besser – ein Rechenalgorithmus kann dies nicht.
Moderne Verbrechen erfordern moderne Polizeiarbeit
Polizeikräfte müssen ihr Handeln darauf ausrichten, wie sich Verbrechen wandeln. Wenn Kriminelle mit der Zeit gehen und neue „Fachgebiete“ für sich entdecken, bleibt der Polizei nichts anderes übrig, als nachzurüsten. Die Entwicklung des Internets beschwor die Cyberkriminalität herauf. Heute nutzen Kriminelle Instant-Messaging-Dienste und Social Media, um sich zu organisieren, wobei ihre Kommunikation von hoher Geschwindigkeit geprägt ist.
Polizeikräfte stehen somit vor vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen, die ein hohes Maß an Situationsbewusstsein, Entscheidungsfähigkeit und Kommunikationskompetenz erfordern. Traditionelle Methoden der Informationsbeschaffung und -verarbeitung stoßen an ihre Grenzen, insbesondere in schnelllebigen und komplexen Einsatzszenarien. Um gegenzuhalten, müssen moderne Polizeikräfte an ihrem Arbeitsplatz – sei es im Büro oder auf der Straße – jederzeit mit aktuellen Informationen versorgt sein, die aus unterschiedlichen Datenquellen herangezogen werden können. KI kann helfen, diese Informationen bereitzustellen. Für die situativ aufbereite Präsentation kann AR das Mittel der Wahl sein. Im Folgenden stelle ich mögliche Szenarien vor.
1. KI und Augmented Reality bei der Verkehrskontrolle
Durch die Verwendung von AR-Displays können Polizeikräfte sofort auf Informationen aus polizeilichen Vorgangssystemen zugreifen, die in Echtzeit aktualisiert werden. Die KI-gestützten Algorithmen arbeiten im Hintergrund und können dabei helfen, relevante Daten zu filtern und die Polizeikräfte auf potenzielle Gefahren oder verdächtiges Verhalten aufmerksam zu machen.
Zum Beispiel wird das erfasste Kennzeichen eines auffälligen Fahrzeugs noch vor der persönlichen Verkehrskontrolle in den polizeilichen Vorgangs- und Fallbearbeitungssystemen sowie weiteren Anwendungen wie dem nationalen Waffenregister abgefragt und ausgewertet. Ergibt sich aus der Analyse, dass es sich um ein gestohlenes Auto handelt oder gegen den Halter etwas vorliegt, können im AR-Display Warnsymbole eingeblendet werden. Dieses Szenario kann die bislang über die Führungszentrale durchgeführte Halterabfrage ergänzen und damit einen erheblichen Zeitvorteil bringen.
In einem weiterentwickelten Szenario sind auch AR-Brillen mit integrierter Kamera denkbar, in dem die Bilddaten der Kamera direkt der Weiterverarbeitung zugeführt werden. Registriert die Kamera ein Kfz-Kennzeichen, erfolgt eine automatische Halterabfrage, deren Ergebnis im Brillendisplay eingeblendet wird. Durch Gesichtserkennungssoftware lassen sich zudem Emotionen des polizeilichen Gegenübers analysieren, um vor einer bevorstehenden Attacke zu warnen.
2. KI und Augmented Reality bei der Beurteilung der Lage
Durch AR-Displays oder -Brillen erhalten Polizeikräfte eine umfassende Situationsübersicht direkt vor ihren Augen. Sie können Lagepläne, Personenbeschreibungen oder Einsatzanweisungen in Echtzeit einsehen, ohne dabei auf separate Geräte oder Unterlagen zurückgreifen zu müssen. Auch auf Tablets können wertvolle Informationen mit Einsatzbezug in das Kamerabild eingeblendet werden. Zum Beispiel kann ein Polizist dort die Position von anderen polizeilichen Einheiten sehen.
Die dahinterliegende Technik kommt bei unserer Anwendung CGI Sense360 bereits zum Einsatz. Sie beschleunigt die Informationsbeschaffung und -verarbeitung, indem Daten aus anderen Systemen eingelesen und derart aufbereitet werden, dass sie direkt verwendet werden können. Die Kommunikation seitens der Leitstelle oder des Leitungsstabs einer BAO (Besonderen Aufbau- und Ablauforganisation) an die Polizeikräfte vor Ort ist nicht mehr zwingend notwendig. Dies ist insbesondere für Großschadenslagen und Naturkatastrophen wichtig, bei denen gerade am Anfang eine chaotische Phase herrscht. Werden solche technischen Möglichkeiten nicht genutzt, dauert es zu lange, bis ein klares Bild über das Ausmaß der Schäden erarbeitet ist.
3. KI-gestützte Warnsysteme
Die Integration von KI ermöglicht es, Muster und Anomalien in großen Datenmengen zu identifizieren, was die Früherkennung von potenziellen Risiken erleichtert. Diese KI-gestützte Analyse erfolgt zum Beispiel im Hintergrund eines Einsatzleitsystems, während die Mitarbeitenden in der Führungszentrale mit der Erfassung von Ereignissen, dem Einsatzmanagement und der Steuerung der Einsatzmittel beschäftigt sind. In der Regel bleibt den Disponentinnen und Disponenten keine Zeit, sich in Ruhe ein übergreifendes Bild über alle Einsätze zu machen und Zusammenhänge oder Abweichungen von einem üblichen Tagesablauf festzustellen. Ein KI-gestütztes Warnsystem kann auf Anomalien oder verdächtige Aktivitäten aufmerksam machen, bevor eine Situation eskaliert. Zum Beispiel wird einer eingeschlagene Fensterscheibe eine andere Bedeutung beigemessen, je nach dem, ob sie in zeitlichem Zusammenhang mit einem Fußballspiel steht oder an einem gewöhnlichen Tag gemeldet wird. Solch ein KI-gestütztes Warnsystem erhöht die Sicherheit und verbessert die Reaktionsfähigkeit der Polizei auf potenzielle Bedrohungen.
Ein weiteres Einsatzgebiet von KI ist die Sicherung des öffentlichen Raumes. Durch Bildanalyse von öffentlichen Plätzen können zum Beispiel verletzte Personen aufgrund ihrer liegenden Position erkannt und Rettungskräfte alarmiert werden. Doch KI kann nicht nur Individuen schützen, sondern auch vor ihnen warnen: Beispielsweise erkennt sie bewaffnete Personen.