Generative KI ist das Thema der Stunde – und Nima Samsami einer der renommierten Experten auf diesem Gebiet. Wir haben ihn gefragt, woran er aktuell arbeitet, wie er das Thema generative KI voranbringt und warum CGI der ideale Ort hierfür ist.
Hallo Nima, du befasst dich mit einem der spannendsten Technologiethemen unserer Zeit: generative KI. An was arbeitest du aktuell?
Ich beteilige mich zum Beispiel an verschiedenen IP-Projekten. „IP“ steht dabei für „Intellectual Property“ – das geistige Eigentum von CGI. Wir entwickeln innovative Lösungen, die es auf dem Markt noch nicht gibt. Das ist zum Beispiel ein Live-Übersetzer für Gebärdensprache.
„Mit KI können wir die Sprachbarriere überwinden, die für gehörlose Menschen ein großes Problem darstellt.“
Das klingt interessant! Wie seid Ihr auf diese Idee gekommen?
Ein Kollege hat ehrenamtlich eine Robotic AG an einer Förderschule in Frankfurt angeboten, in die viele gehörlose Kinder gehen. Es musste immer ein Übersetzer mit dabei sein. Die Muttersprache dieser Kinder ist die Deutsche Gebärdensprache. Das geschriebene Deutsch ist für sie eine Fremdsprache, die nach ganz anderen Regeln funktioniert. Mein Kollege erkannte, dass die Sprachbarriere für gehörlose Menschen ein ganz großes Problem darstellt. Deshalb haben wir angefangen, nach einer Lösung zu suchen.
Was kann Eure Lösung und wie setzt Ihr sie um?
Die Lösung kann gesprochene Sprache in Echtzeit in Gebärdensprache übersetzen – und andersherum. Angefangen haben wir mit Deutscher Gebärdensprache und American Sign Language – der Gebärdensprache, die in den USA und in Kanada vorwiegend genutzt wird. Nach und nach sollen weitere Sprachen hinzukommen. Um das Projekt voranzubringen, haben wir einen Förderantrag gestellt und Partner aus Industrie und Wissenschaft gewonnen. Das Interesse war immens, und es arbeiten immer mehr Kolleginnen und Kollegen daran mit.
Welche Aufgaben hast du neben den IP-Projekten?
Ich bin in einem Kundenprojekt im Einsatz und werde als Experte für generative KI hinzugezogen, wenn es entsprechende Kundenanfragen oder Ausschreibungen gibt. Zudem engagiere ich mich in unserer Practice, wo ich für das Thema generative KI mit verantwortlich bin.
„Unsere Practices sind der Ausgangspunkt für neue Garagen- oder Innovationsprojekte.“
Kannst du uns kurz erklären, was Practice bedeutet?
Practices sind unsere internen Communities, in denen wir uns intensiv mit einem bestimmten Thema auseinandersetzen. Man trifft dort Gleichgesinnte, kann sich austauschen, analysiert die aktuellen Trends, arbeitet am Angebotsportfolio und bringt die interne Weiterbildung voran. Die Practices sind der Ausgangspunkt für neue Garagen- oder Innovationsprojekte. Gleichzeitig fungiert die Practice als eine Art Hub zwischen unseren Kundinnen und Kunden, Hochschulen und Industriepartnern sowie den Kolleginnen und Kollegen.
„Ich erforsche, wie generative KI das gewollte, nicht das wahrscheinlichste Ergebnis liefert.“
Wie bist du zum Thema generative KI gekommen?
Es fing damit an, dass ich eine Startup-Idee hatte, bei der es einige KI-Challenges zu lösen gab. Deshalb habe ich Kontakt zu Hochschulen gesucht, mit Forschenden zusammengearbeitet und begonnen, mich selbst wissenschaftlich mit Natural Language Processing zu befassen. Als ich dann die Chance bekam, im Bereich generative KI zu promovieren, habe ich sie ergriffen.
Kannst du ganz kurz erklären, worum es in deiner Doktorarbeit geht?
Ich befasse mich mit dem Reduzieren von Halluzinationen, also den berüchtigten falschen Antworten oder Ausschweifungen. Ziel ist es, herauszufinden, wie generative KI nicht nur das wahrscheinlichste, sondern das gesuchte und gewollte Ergebnis liefert. Wir nennen das faktenbasierte, statt statistikbasierte KI.
Ein spannendes Thema, das sehr anspruchsvoll klingt. Wie schaffst du es, Arbeit, Promotion und Privatleben unter einen Hut zu bekommen?
Ich konnte meine Arbeit auf 50 Prozent reduzieren, um zu forschen. Anders wäre es nicht möglich gewesen.
Als du zu CGI kamst, war generative KI noch kein Thema. Wie ist es dir gelungen, in diesem neuen Bereich Fuß zu fassen?
Tatsächlich war ich anfangs im agilen Projektmanagement tätig und wollte umsatteln, um mich bei CGI mit den gleichen Themen zu befassen wie in meiner Forschung. Über mein Engagement in der Practice konnte ich mich immer tiefer in die Themen und Projekte einarbeiten und als Experte für generative KI etablieren. Mein Manager hat mich sehr unterstützt, auch wenn das für ihn bedeutete, dass er einen Nachfolger für meine bisherigen Projekte finden musste. Diese Freiheit, mich neu ausrichten zu können, ist etwas, das ich an CGI sehr schätze.
„Wir haben einen riesigen Pool an Expertinnen und Experten mit einem enormen Wissens- und Erfahrungsschatz.“
Wie würdest du CGI als Arbeitgeber beschreiben?
Wir sind einerseits ein sehr großes Unternehmen, bieten aber Freiheiten, wie man sie sonst nur in kleinen Firmen findet. Das liegt an unserer Struktur. Zudem haben wir eine sehr offene Kultur, in der Jobrotating nichts Außergewöhnliches ist und man verschiedene Kundenunternehmen oder auch Branchen kennenlernt.
Gleichzeitig gefällt mir aber auch die Größe von CGI. Mein Thema ist eines, in dem es noch nicht viele Expertinnen und Experten gibt. Bei uns ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand schon einmal mit einer bestimmten Fragestellung befasst hat, trotzdem hoch. Wir haben einen riesigen Pool an Expertinnen und Experten, mit einem enormen Wissens- und Erfahrungsschatz. Dass wir uns gegenseitig unterstützen, ist bei uns selbstverständlich. Beim Thema KI ist die internationale Vernetzung auch deshalb so interessant, weil es in anderen Weltregionen andere Gesetzgebungen gibt und andere Dinge ausprobiert werden können.
„Man braucht die Bereitschaft, ständig Neues zu lernen.“
Zum Schluss noch die Frage: Was sind die wichtigsten Qualifikationen und Eigenschaften, die jemand mitbringen sollte, um bei CGI im Bereich generative KI zu arbeiten?
Viele starten bei uns mit einer Bachelorarbeit oder als Werkstudierende und befassen sich mit unseren Innovationsprojekten. Sie können bei uns alles lernen, was sie später brauchen. Wer als Professional einsteigt, sollte Kenntnisse in Machine Learning oder auch schon in generativer KI mitbringen. Auf unsere Aufgaben kann man sich aber nicht wirklich vorbereiten. Vielmehr muss man die Bereitschaft haben, ständig Neues zu lernen.
Wichtig ist aber auch die Persönlichkeit: Wir haben eine kollegiale Kultur. Man muss offen sein und kommunizieren können. Außerdem ist es in der Beratung unerlässlich, dass man gut mit Menschen umgehen kann.
Vielen Dank, Nima, und weiterhin viel Erfolg mit deiner Forschung und deiner Arbeit.