Tamaghna Chatterjee, CGI

Tamaghna Chatterjee

Senior Consultant

Tobias Winter, CGI

Tobias Winter

Executive Consultant​

Stellen Sie sich vor, in wenigen Jahren müsste jegliche Kommunikation weltweit in der Sprache Esperanto erfolgen. Vieles würde dadurch einfacher werden. Doch der Weg dorthin wäre für die meisten von uns sehr mühsam. Es wäre in diesem Szenario sicher ratsam, sofort damit anzufangen, Esperanto zu erlernen – auch wenn es vorübergehend vielleicht noch möglich wäre, sich mit einem Übersetzungstool zu behelfen.

Ganz ähnlich ist es mit der Schaffung einer weltweit einheitlichen Sprache für Zahlungsverkehrsdaten: der Umstellung auf ISO 20022 bei grenzüberschreitenden Transaktionen. Das Zahlungsnetz SWIFT wird bis 2025 komplett auf ISO 20022 migrieren, mit immensen Auswirkungen auf die Außenhandelsfinanzierung. Bis dahin werden die bisherigen Nachrichtenformate weiter unterstützt. Das klingt nach viel Zeit. Doch es ist Finanzinstituten wie Unternehmen dringend zu empfehlen, baldmöglichst mit der Migration zu beginnen.

ISO 20022 vor dem globalen Durchbruch

ISO 20022 kommt im Retail sowie im Corporate Banking bereits in zahlreichen Märkten bei Massenzahlungen sowie Instant-Payments-Implementierungen zur Anwendung. Der Standard hat sich zudem in den Großbetrags-Zahlungssystemen von Indien, Japan, China und anderen Märkten durchgesetzt. Auch wenn die Umstellung auf ISO 20022 nicht regulatorisch vorgeschrieben ist, führt an ihr kaum ein Weg vorbei. Finanzinstitute sollten sie nutzen, um eine solide und zukunftsfähige Standardisierungsstrategie zu implementieren, von der alle Markteilnehmer profitieren. Wer zu lange zögert, riskiert schwerwiegende Nachteile – bis hin zu einem Ausschluss aus Zahlungsnetzwerken. Die Umstellung ist ein Kraftakt, der Zeit benötigt, aber sehr lohnend ist. Denn die Vorteile von ISO 20022 sind kaum zu überschätzen:

  • „Transaction Pre-processing“ versetzt Finanzinstitute in die Lage, Geldwäsche früh zu entdecken und Terrorismusfinanzierung zu bekämpfen.
  • Dank STP (Straight-through Processing) verbessert sich ihr Liquiditätsmanagement, und sie werden in kurzer Zeit ihre administrativen Kosten reduzieren.
  • Sie können Kunden größere Transparenz und Sicherheit bieten, da diese ihre Zahlungen lückenlos von Anfang bis Ende verfolgen können.
  • Sie erhalten wertvolle Kundendaten, mit denen sie ihre Kunden besser unterstützen können. Hier eröffnen sich unendlich viele Möglichkeiten für die Zukunft.
     

Auch Unternehmen werden umstellen

Nach 2025 werden die bestehenden Nachrichtenstrukturen (wie MT101 oder MT940) vonseiten der Finanzinstitute nicht mehr vollständig unterstützt, sodass auch für Unternehmen spätestens dann eine Umstellung notwendig wird. Da die neuen Nachrichtenformate reichhaltigere Kundendaten bieten, wird die Übersetzung des einen in das andere Nachrichtenformat zu Informationsverlusten führen. Das erschwert es Unternehmen, die noch nicht umgestellt haben, Analysen durchzuführen und ihre Produkte und Dienstleistungen weiterzuentwickeln. Innovative Unternehmen werden ihre ERP- oder Transaction-Management-Systeme deshalb schnell aufrüsten, um die neuen Nachrichtenformate für Überweisungen (pain.001) und Kontoinformationen (camt.) zu nutzen – und frühestmöglich von den Vorteilen von ISO 20022 zu profitieren.

Auf dem Weg zum reibungslosen globalen Zahlungsverkehr in Echtzeit

Mit der Ablösung der bisherigen MT- durch MX-Formate will SWIFT die Voraussetzungen für einen reibungslosen globalen Zahlungsverkehr in Echtzeit schaffen. Transaktionen werden dann einen Vorverarbeitungsschritt durchlaufen, der die Möglichkeit von Fehlern bei der Zahlung minimiert. Bestehende Funktionalitäten von GPI (Global Payments Innovation) werden weiter ausgebaut, sodass Transaktionen zu jedem Zeitpunkt ihres Lebenszyklus nachverfolgt werden können. Der SWIFT-Transaktionsmanager wird eine nahtlose Migration ermöglichen, da er bis 2025 sowohl die alten als auch die neuen Nachrichtenstrukturen – also APIs (Application Programming Interfaces), JSONs (JavaScript Object Notations) und ISO 20002 – verarbeiten wird.

Zeit zu handeln

Das Szenario, in dem sich Finanzinstitute gerade befinden, lässt sich wohl am besten mit diesen Worten beschreiben: „Get updated or get outdated!“ Soviel steht fest: ISO 20022 birgt ein enormes Potenzial für weitere Innovationen im weltweiten Zahlungsverkehr; gleichzeitig ist die Umstellung mit einigen Herausforderungen verbunden. Erfahrungsgemäß werden für die betroffenen Finanzinstitute damit umfangreiche Veränderungen sowohl in der technischen Architektur als auch in den betrieblichen Abläufen erforderlich sein. Vorausschauend planen und rechtzeitig mit der Umstellung starten – dies sind dabei die Erfolgsfaktoren.

Nach zahlreichen Systemumstellungen bei kleinen und großen Finanzinstituten können unsere Experten mit gutem Gewissen empfehlen: Je früher die Migration geplant wird, desto größer sind die Erfolgschancen – nicht nur, weil dann genügend Zeit ist, diese tiefgreifende Umstellung rechtzeitig abzuschließen, sondern auch, weil es gilt, sich Wettbewerbsvorteile zu sichern. „Estu rapida!“, würde man wohl auf Esperanto sagen.

 

Über diese Autoren

Tamaghna Chatterjee, CGI

Tamaghna Chatterjee

Senior Consultant

Tamaghna Chatterjee berät als Senior Consultant im Banking Bereich mit Schwerpunkten Zahlungsverkehr und New Age Payment Strategy. Er verfügt über eine langjährige Erfahrung bei Modernisierung der Zahlungssysteme von Finanzinstituten. Mit seiner technischen und fachlichen Expertise berät er an der Schnittstelle zwischen Business und IT und ...

Tobias Winter, CGI

Tobias Winter

Executive Consultant​

Als Executive Consultant und Experte im Bereich Zahlungsverkehr ist Tobias Winter im Business Consulting ein erfahrener Ansprechpartner bei Kunden und innerhalb der CGI. Mit mehr als zwölf Jahren Erfahrung in der IT-Beratung bringt Tobias Winter ein tiefgehendes Verständnis für fachliche und technische Prozesse in der ...