Steffen Dangel, CGI

Steffen Dangel

Director Consulting

 

Im ersten Teil meines Blog-Artikels ging es um die Definition eines konkreten Zielbilds. Im zweiten Teil steht nun der Vergleich der verschiedenen Payment Gateways im Fokus. Dabei spielen die funktionalen und technischen Eigenschaften ebenso eine Rolle wie wirtschaftliche Faktoren.

Ist das konkrete Ziel definiert, das durch die Konsolidierung der Payment Gateways erreicht werden soll, beginnt die Phase des Vergleichs. Hierfür werden zunächst alle relevanten Kriterien gesammelt und betrachtet. Über die Aspekte hinaus, die mit der Konsolidierung direkt adressiert werden, ist für den Vergleich auch ein klares Verständnis der aktuellen und zukünftigen Zielmärkte notwendig. Nur so ist es möglich, die Eigenschaften zu bestimmen und sinnvoll zu gewichten, von denen der weitere Markterfolg abhängt. Darüber hinaus muss die gewählte Lösung natürlich auch den regulatorischen Anforderungen entsprechen und in technologischer Hinsicht zukunftssicher sein.

Wie Payment Gateways sich funktional unterscheiden

Bei Gateways steht die Unterstützung verschiedener Zahlungsmethoden im Mittelpunkt. Dabei sollte jedoch nicht nur die Anzahl der angebundenen Zahlungsmethoden betrachtet werden. Wichtig ist auch, wie relevant diese für den Zielmarkt sind. Außerdem spielen die Qualität, Benutzerfreundlichkeit und Kostenstruktur der vorhandenen Integrationen eine große Rolle.

Besondere Unterschiede können auftreten, wenn bei der Transaktionsverarbeitung ein oder mehrere Partner involviert sind, durch deren Systeme die Transaktion geleitet werden muss. Denn dies kann erhebliche Auswirkungen auf die User Experience, die Transaktionsdauer, die Fehleranfälligkeit und die Kosten haben; in der reinen Auflistung der Zahlarten wird diesem Umstand nicht ausreichend Rechnung getragen.

Beispiele für funktionale Vergleichskriterien

  • Liste der einzelnen Zahlarten – gewichtet entsprechend ihrer Relevanz in den definierten Zielmärkten und ihres Anteils am aktuellen Bestandsgeschäft (Anzahl der Händler, die die Zahlart aktiv nutzen; Anteil am Transaktions- und Umsatzvolumen)
  • Bewertung der Benutzerfreundlichkeit für jede Zahlungsmethode, speziell auch hinsichtlich der Nutzung auf mobilen Endgeräten
  • Unterstützung von Kernfunktionalitäten, z. B. Vorautorisierung/Buchung, 3-D Secure, Tokenisierung, gehosteter Checkout für die Eingabe sensibler Kundendaten und virtuelles Terminal
  • Bereitstellung von Zusatzfunktionen wie Betrugsprävention, Account Updater für wiederkehrende Zahlungen, dynamische Währungsumrechnung – gewichtet entsprechend ihrer Relevanz in den definierten Zielmärkten
  • Verfügbarkeit von Integrationen/Plug-ins für gängige Shopsysteme
     

Beim funktionalen Vergleich sollte das Portal, über das die Händler Zugriff auf Transaktionsberichte, Auswertungen und Self-Service-Funktionen erhalten, gesondert betrachtet werden. Traditionell ist ein solches Portal Teil der Payment Gateways und integraler Bestandteil eines umfassenden Produktangebots.

Geht es um eine Konsolidierung kann das Händlerportal jedoch separat betrachtet werden, da es technisch gesehen nicht zwangsläufig Teil des Gateways sein muss. Ein einheitliches Händlerportal, in dem Transaktionen aus verschiedenen Gateways und ggf. aus anderen Akzeptanzpunkten angezeigt werden können, ist ein guter Startpunkt für eine Konsolidierung: Für die Händler bringt es ohne nennenswerten Migrationsaufwand direkt sichtbare Vorteile.

Auf der Basis eines umfassenden Verständnisses der funktionalen Aspekte der Payment Gateways sollte der Blick auf einen weiteren entscheidenden Faktor gerichtet werden: die Zukunftsfähigkeit der eingesetzten Technologien.

Welche technologischen Merkmale Gateways auszeichnen

Eine Konsolidierung bietet die Chance, die technische Architektur und Infrastruktur so auszurichten, dass neue Funktionen leichter hinzugefügt und schneller an den Markt gebracht werden können. Gleichzeitig muss die Skalierbarkeit für das zusammenzuführende Transaktionsvolumen und das weitere Wachstum sichergestellt werden.

Beispiele für technische Vergleichsaspekte

  • Bewertung der externen Schnittstellen für die Händlerintegration hinsichtlich Zukunftssicherheit (z. B. Tauglichkeit für Anwendungsfälle, die sowohl im Browser als auch mit mobilen Apps funktionieren sollen)
  • Bewertung der Sicherheit nach heutigen Standards hinsichtlich Authentifizierung, Verschlüsselung usw.
  • Skalierbarkeit
  • Leichte Erweiterbarkeit bzw. Anpassungsfähigkeit an neue Anwendungsszenarien und technologische Entwicklungen
  • Interoperabilität mit anderen Services, Systemen und Plattformen des Unternehmens (z. B. moderne und gut dokumentierte interne APIs)
  • Cloud-Fähigkeit
     

Auf was man beim Kostenvergleich achten sollte

Vermutlich sind in den Zielsetzungen der meisten Unternehmen Kostenaspekte inkludiert, die bei der Evaluierung und Auswahl der besten Gateway-Lösung für die Zukunft berücksichtigt werden müssen. Gerade hier ist es wichtig, umfassendes und korrektes Zahlenmaterial heranzuziehen, um die möglichen Einsparungen zu quantifizieren und im Kontext mit den anderen Vergleichskriterien realistisch einzuordnen.

Beispiele für finanzielle Vergleichsaspekte

  • Kosten für die Abwicklung der Zahlarten, z. B. Gebühren von Aggregatoren
  • Kosten für die Entwicklung vergleichbarer Funktionen, z. B. für bereits erfolgte Integrationen einer neuen Zahlart oder eines neuen Zusatzservices
  • Eventuelle Lizenzkosten
  • Kosten für den laufenden Betrieb, Wartungen und wiederkehrende Zertifizierungen (z. B. PCI Data Security Standard)
  • Kosten für die Weiterbildung von Personal bei fehlendem Spezialwissen, z. B. wenn ein Wechsel der eingesetzten Technologien vorgesehen ist
     

Warum ein Vergleich nicht immer gleich zur Lösung führt

Bei der Auswertung des Vergleichs sollten die größten Stärken und Schwächen der einzelnen Payment Gateways zusammengefasst werden. Im Idealfall zeichnet sich ein klarer Favorit ab, der den festgelegten Zielen am besten gerecht wird. In der Realität kann das Ergebnis aber auch weit weniger eindeutig ausfallen.

Beispiel für ein mögliches Ergebnis

  • Für Gateway A wurden als größte Stärken identifiziert: 12 große, langjährige Bestandskunden, die einen hohen Anteil am Gesamtumsatz ausmachen, spezielle Sonderfunktionen für den Hotelsektor und geringe laufende Kosten. Hingegen weist Gateway A als größte Schwächen sehr veraltete Schnittstellen und eine schlechte Skalierbarkeit auf.
  • Gateway B zeichnet sich durch die größte Abdeckung an Zahlarten (>200) aus und hat über 80.000 kleine Kunden. Als größte Schwäche wurde identifiziert, dass die Service Level Agreements (SLAs) regelmäßig nicht erreicht werden.
  • Für Gateway C wurden als größte Stärken ein Cloud-Deployment, moderne REST APIs und eine Micro-Service Architektur identifiziert. Die größten Schwächen sind, dass noch nicht viele Kunden vorhanden sind und dass keine PayPal Integration besteht.
  • Gateway D punktet vor allem mit sehr guten Funktionen für wiederkehrende Zahlungen. Allerdings weist es als größte Schwäche veraltete und nicht ansprechende grafische Oberflächen auf.
     

Auf den ersten Blick ist bei solchen Gegebenheiten kein klarer Sieger ersichtlich. Es ist daher wichtig, sich nochmals konkret die festgelegten Ziele der Konsolidierung in Erinnerung zu rufen und eventuelle Einsparungen einer Variante mit den Risiken und den notwenigen Investitionen für eine Migration der Bestandskunden abzuwägen.

Im dritten Teil meines Blog-Artikels komme ich auf die besonderen Herausforderungen zu sprechen, die Unternehmen auf der Suche nach dem zukunftsfähigen Gateway darüber hinaus begegnen können.

Über diesen Autor

Steffen Dangel, CGI

Steffen Dangel

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Steffen Dangel ist seit Mai 2023 als Director Consulting bei uns tätig und bringt hier seine fundierte Expertise in der Beratung von Unternehmen aus der Finanzdienstleistungsbranche ein. Sein Fokus liegt auf der Unterstützung bei der Transformation zu digitalen Geschäftsmodellen, der Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen ...