Thomas N. Schlag

Thomas N. Schlag

Senior Consultant

Kontoeröffnung per Computer: ausgesprochen bequem. Doch wie sicher ist das? Auch mit der neuen Technologie bleibt die Gesichtserkennung durch den Kundenbetreuer enorm wichtig. Denn digitale Identifizierungsverfahren bieten – noch – keinen perfekten Schutz vor Missbrauch.

Kontoeröffnung per Video: Wie sicher ist das?

Mit dem Smartphone zum neuen Bankkonto: So schnell und einfach geht es schon! Man braucht nicht mehr die Filiale aufzusuchen, und die Entfernung ist auch nicht mehr wichtig. Die Voraussetzungen sind denkbar einfach: der Ausweis, ein Gerät mit Kamera und Internetverbindung und die App dazu. Einige Banken bieten ihren Kunden diesen Weg bereits an. Der Grund: Er ist kundenfreundlich, und die Bank gewinnt neue Geschäftsverbindungen auf der ganzen Welt. Neu in diesem Verfahren ist die Identifizierung des Kunden per Video. Aber wie sicher ist diese Methode? Die Finanzdienstleistungsaufsicht hat dazu ihre regulatorischen Mindestanforderungen in ihrem Rundschreiben 04/2016 (GW) kommuniziert.

Der Kunde ist nicht immer echt

Was kann passieren? Ein Unternehmer meldet sich bei einer deutschen Bank per Video. Der Bankberater steht also in Blick- und Sprachkontakt mit dem künftigen Klienten. Und er lässt sich die persönlichen Daten geben. Die Videokonferenz wird aufgezeichnet. Das Konto wird eröffnet und Geld eingezahlt. Einige Zeit später meldet sich eine Person, die sich als eben diesen Unternehmer ausgibt. Der Kundenbetreuer lädt das Original-Video und vergleicht besonders Ton und Bild: passt! Der Betrag wird überwiesen. Später meldet sich jedoch der wahre Kontoinhaber und beansprucht Schadenersatz.

Ein Betrugsfall ist eingetreten! Auch das neue Videoidentifizierungsverfahren hat Schwächen. Eigentlich sollten sich beide Seiten, Bank und Kunde, auf die verbesserte Sicherheit der Videoidentifizierung verlassen können, wenn sie alle regulatorischen Mindestanforderungen erfüllen. Was kann man darüber hinaus tun?

Gesichter sicher unterscheiden

Offenbar gibt es Personen, die in betrügerischer Absicht die allgemeine Schwierigkeit ausnutzen, Gesichter sicher zu unterscheiden. Diese Schwierigkeit kann auch die Videotechnik nicht beseitigen. Die gezielte Ausnutzung ist umso leichter, je eher aus der Sicht des Kundenbetreuers Personen aus anderen Erdteilen untereinander eine größere Ähnlichkeit zu haben scheinen. Die Unterschiede sind oft nur gering: die Formen von Mund, Nase und Augen, die Abstände zueinander, die Höhe der Stirn und die Lage der Wangenknochen. Neuroforscher versuchen seit langem herauszufinden, wie eigentlich das Gehirn die verschiedenen Gesichter sehr genau unterscheiden kann.

Die Wissenschaftler konnten aufklären, dass wir Gesichter mit den gleichen Fähigkeiten wahrnehmen wie Gegenstände, aber beim Erkennen feiner Unterschiede im Gesicht viel mehr Übung haben. Denn Gesichter sind für uns besonders wichtig.

Dieses Erkennen lässt sich sogar schulen und damit vertiefen. Hat der geschulte Kundenbetreuer nun aufgrund des Video- und Audiokontakts Zweifel an der Identität seines digitalen Gegenübers, kann er mit Hilfe einer Software ein Incident-Ticket eröffnen, mit dem er eine Verbesserung des digitalen Identitätsvergleichs veranlasst. Außerdem können seine subjektiven Erfahrungen in die technische Verbesserung einfließen. Darauf kommt es besonders an, wenn ein neu eröffnetes Konto längere Zeit bestehen bleibt und sich das Aussehen des Kunden mit zunehmendem Alter schneller verändert.

Fazit: Auch wenn die Videoidentifizierung, ergänzt durch sprachliche Erkennung, deutlich zur Sicherheit beiträgt, bleibt die subjektive Fähigkeit des Kundenberaters zur Wiedererkennung des Kunden weiterhin gefordert. Und genau auf diese kommt es an, wenn sich die technischen Möglichkeiten der digitalen Gesichtserkennung erschöpfen.

Von Stimmen- und Mimikfälschern

CGI, ein weltweiter Konzern in mehr als 40 Staaten, ist mit diesen Verfahren und dem Schutz der Daten bestens vertraut und liefert den Finanzinstituten kompetente Lösungen. Im Zusammenhang mit dem neuen Videoidentifizierungsverfahren berät und unterstützt CGI die Banken bei der technischen Ausstattung und der bankspezifischen Integration in die Geschäftsprozesse. Außerdem erfolgt gemeinsam mit den geschulten Kundenbetreuern die Qualitätssicherung der technischen Identifizierung anhand digitaler Merkmale. Wobei es CGI wichtig ist, kontinuierlich an der Sicherheit der Videoauthentifizierung zu arbeiten, um neuen Bedrohungen begegnen zu können.

Forscher aus Stanford (Kalifornien) weisen schon jetzt experimentell nach, dass man mit ihrer neuen Software auch die Mimik und Gestik in Videos fälschen kann.

Über diesen Autor

Thomas N. Schlag

Thomas N. Schlag

Senior Consultant

Thomas N. Schlag ist seit mehr als 25 Jahren als Unternehmensberater tätig. In verschiedenen Branchen der Privatwirtschaft und in der öffentlichen Verwaltung berät und unterstützt er mit seinem umfangreichen Wissen und seinen Erfahrungen im Projektmanagement und fachlichen Themen, vorwiegend vor gesetzlichem Hintergrund.