Automobilhersteller sind nicht mehr nur Automobilhersteller. Im Zuge der sich rasch verändernden Mobilitätstrends und Technologien – man denke nur an vernetzte Autos, autonomes Fahren und Carsharing – überdenken die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle: Sie möchten ihren Kundinnen und Kunden neue Mehrwerte bieten. Im Fokus steht dabei die Umstellung vom reinen Produktangebot auf die Bereitstellung von Dienstleistungen: die sogenannte Servitization.

In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Faktoren, die Servitization in der Automobilindustrie vorantreiben, und darüber, wie Sie diese Transformation mit Daten unterstützen und ihr zum Erfolg verhelfen können.

Welche Trends die Servitization im Automobilmarkt vorantreiben

1. Neue Verbrauchererwartungen und verändertes Kaufverhalten

Wie Menschen über das Auto denken und wie sie es nutzen, durchläuft einen fundamentalen Wandel: Traditionelle Eigentumsmodelle spielen eine immer geringere Rolle, stattdessen werden Fahrzeuge mehr und mehr „as a service“ genutzt. Angesichts steigender Preise und getrieben vom Wunsch nach klimafreundlicher Mobilität entscheiden sich Verbraucherinnen und Verbraucher heute eher dazu, kein Auto zu kaufen, sondern dieses nur für bestimmte Zwecke zu mieten – ein kleineres zum Beispiel für Fahrten in der Stadt und ein größeres für längere Reisen. Auch Carsharing gewinnt weiter an Bedeutung, und viele Menschen, die doch einen Neuwagen erwerben möchten, entscheiden sich letztendlich für ein Abo-Modell.

2. Steigende Einnahmen durch Services

Früher konzentrierten sich die Wachstumsstrategien der Automobilhersteller im Wesentlichen auf den Verkauf höherer Stückzahlen. Angesichts des veränderten Verbraucherverhaltens ist dies heute nicht mehr das einzige Ziel. Kurzfristig wollen die meisten Automobilhersteller (auf beiden Seiten des Atlantiks!) ihre Geschäftsmodelle so weiterentwickeln, dass sie einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen und Gewinne aus den im und ums Auto herum angebotenen Dienstleistungen generieren. Dieser Wandel spiegelt sich auch in den Ergebnissen unserer globalen Umfrage CGI Voice of Our Clients 2023 wider. Sie belegt, dass innovative Service- und Produktangebote ganz oben auf der Agenda der Automobilhersteller stehen.

3. Der Wandel in den Kundenbeziehungen

Die Servitization nimmt auch Einfluss darauf, wie Automobilhersteller mit ihren Kundinnen und Kunden interagieren und wie der Markt funktioniert. Die Unternehmen verkaufen vermehrt direkt an die Verbraucherinnen und Verbraucher und weniger über die Händler. Daher sehen wir im E-Commerce und in Direktvertriebsplattformen auch die Zukunft des Automobilhandels: Beides bietet den Menschen ein effizienteres, bequemeres und individuelleres Einkaufserlebnis und den Herstellern eine größere Kontrolle über ihre Vertriebs- und Marketingdaten. Diese Entwicklung bedeutet jedoch nicht das Ende des stationären Autohauses. Nach wie vor werden Viele das Fahrzeug, das sie kaufen möchten, berühren oder sich vor Ort von seinen Vorteilen überzeugen wollen.

Eine Folge des Wandels ist jedoch heute schon deutlich abzusehen: Durch die veränderten Geschäftsmodelle spielen Daten eine immer wichtigere Rolle.

Wie Daten eine neue Customer Experience ermöglichen

Erfolgreiche Carsharing-Plattformen und Abo-Modelle sind auf digital agierende Kundinnen und Kunden ausgerichtet. Sie sind in der Lage, Standort und Nutzung zu verfolgen sowie Nachfrage und Vorlieben zu verstehen. Das vernetzte Auto der Zukunft ist – wie ein Smartphone auf Rädern – mit den verschiedensten Datenquellen vernetzt, unter anderem mit Sensoren, Kameras, GPS und Kommunikationssystemen. Die Daten aus diesen Quellen sind der „Lebensnerv“ des intelligenten Fahrzeugs: Sie ermöglichen Echtzeitüberwachung, vorausschauende Wartung und verbesserte Sicherheitsfunktionen. Das Sammeln und Analysieren von Daten über Fahrmuster, Verkehrsbedingungen, Wetter und Straßeninfrastruktur kann beispielsweise dazu beitragen, Routen zu optimieren, die Kraftstoffeffizienz zu verbessern und den CO2-Ausstoß zu verringern.

Darüber hinaus benötigen die Hersteller Daten, um ihre komplexen Produktions- und Lieferketten zu optimieren und sich – trotz hauchdünner Gewinnspannen – erfolgreich auf dem Markt zu behaupten. Sie müssen neue Produkte einführen, kategorisieren, verwalten, ausliefern und Kataloge schnell über mehrere Kanäle und Hierarchien veröffentlichen. Darüber hinaus stehen sie vor der Herausforderung komplexer Verfahren für Rücksendungen, Rabatte und Verkaufsanreize; bei Produktpräsentationen über E-Commerce-Plattformen müssen zusätzliche Attribute und Bilder hinterlegt werden und nicht zuletzt gilt es für sie, Regulierungen und Compliance konsequent zu berücksichtigen.

Die Servitization erfordert von den Automobilherstellern, dass sie Daten sammeln und sinnvoll nutzen, um ihren Kundinnen und Kunden attraktive Services bieten und sich so wichtige Einnahmequellen sichern zu können. Dazu müssen sie Kooperationen mit neuen (und außergewöhnlichen) Partnern, Verkäufern und Dienstleistern entwickeln, um wirklich innovative Dienstleistungen zu verwirklichen. Die Better Driving Community von Michelin ist ein ideales Beispiel dafür.

In Zukunft werden die Daten aus vernetzten Autos auch die Entwicklung autonomer Fahrzeuge vorantreiben: Sie speisen die Algorithmen der künstlichen Intelligenz (KI), die für die Selbststeuerung der Autos entscheidend ist. Im High-End-Automobilsegment können die Automobilhersteller dagegen Daten nutzen, um ihren Kundinnen und Kunden den Zugang zu einzigartigen Erlebnissen zu eröffnen, zum Beispiel die Verfolgung der Fahrzeugproduktion in Echtzeit.

Wie Daten die Performance in der Produktion steigern

Der Automobilbranche ist bewusst geworden, dass sie den neuen Marktgegebenheiten nur gerecht werden kann, wenn sie in ihre Abläufe Daten miteinbindet. Führende Hersteller sind bereits dabei, ihre Werke zu datengesteuerten Fabriken umzugestalten – und profitieren davon.

Die datengesteuerte Fertigung trägt entscheidend zur Verbesserung der Produktionsprozesse bei, unter anderem durch Technologien wie KI und Konzepte wie den digitalen Zwilling. Während durch KI repetitive Aufgaben automatisiert und die Mitarbeitenden für höherwertige Arbeiten freisetzt werden, helfen digitale Zwillinge bei der Entwicklung neuer Simulationen, Prozesse und Schulungen. Hierdurch kann ein besserer Überblick und mehr Transparenz in der Lieferkette geboten und das Kundenerlebnis optimiert werden.

Ein Beispiel: Bei dem Besuch eines Automobilherstellers habe ich kürzlich in Erfahrung bringen können, wie radikal die Digitalisierung die Arbeit im Werk bereits verändert hat. Eine kritische Phase zum Ende der Produktionslinie hin besteht in der Endkontrolle der Reifen. Anstatt dass diese wie früher manuell durch Menschen geprüft werden, setzt der Hersteller nun auf KI und digitale Sensortechnologie. Die Mitarbeitenden greifen nur noch dann ein, wenn eine Abweichung angezeigt wird. Der automatisierte Prozess erhöht nicht nur die Geschwindigkeit, Effizienz und Genauigkeit der Reifenprüfung, sondern ermöglicht den Mitarbeitenden auch, sich mit einer lohnenderen und ansprechenderen Aufgabe zu beschäftigen.

In der Werkshalle eines anderen Herstellers werden Mitarbeitende mithilfe von Virtual Reality auf die Lackierung von Autos geschult. Virtuelle Headsets und eine simulierte Arbeitsumgebung ermöglichen ihnen, den korrekten Lackierprozess ohne Produktverluste zu erlernen. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass sie Vertrauen in ihre Fähigkeiten aufbauen können, bevor sie mit der Arbeit beginnen.

Wie Daten die Innovation und den Kundenservice pushen

Automobilkundinnen und -kunden erwarten heute ein nahtloses Omnichannel-Erlebnis, das auf einer vollständig integrierten Lieferkette basiert. Gleichzeitig vermitteln umfassende und genaue Daten den Verkäuferinnen und Verkäufern wertvolle Einblicke in Kundenpräferenzen, aktuelle Markttrends und Preisdynamiken, so dass sie ihre Angebote neugestalten, dauerhafte Kundenbeziehungen aufbauen und fundierte Entscheidungen treffen können, um den Umsatz und die Rentabilität zu maximieren.

Wir bieten Automobilherstellern ein umfassendes Angebot an datengesteuerten Lösungen, die ihnen ermöglichen, das volle Potenzial ihrer Daten auszuschöpfen.