Philipp Küpper

Philipp Küpper

Senior Consultant

Neben klassischen Bezahlverfahren wie Barzahlung, Überweisung, Lastschrift oder Kreditkartenzahlung etablieren sich zunehmend alternative Bezahlverfahren (Alternative Payment Methods: APMs) im Markt. Dies umfasst Onlinedienste, die eine Überweisung auslösen (so genannte Zahlungsauslösedienste) ebenso wie digitale Geldbörsen, die nach Aufladung bei teilnehmenden Händlern zur Bezahlung genutzt werden können. Zudem setzen sich innovative Bezahlmethoden auch immer mehr im stationären Handel durch, beispielsweise in Form von Mobile Payment, die drahtlose Bezahlung am Point of Sale (POS) per Smartphone.

Kunden wünschen viele Bezahloptionen

Daher nimmt die Bedeutung alternativer Zahlungsmethoden rapide zu. APMs entwickeln sich zu einer Notwendigkeit für jeden Händler, der sein Geschäft ausbauen möchte, sei es lokal oder global, stationär oder online. Denn mit dem Fortschritt der Digitalisierung zahlungsnaher Dienstleistungen wächst auch die Erwartungshaltung der Kunden an ein vielseitigeres Einkaufserlebnis. Mit anderen Worten: Die heutigen Kunden wollen sich ihre Optionen offen halten, wenn es darum geht, wie sie ihre Käufe bezahlen. Bietet ein Händler dem Kunden nicht die bevorzugte Zahlungsmethode an, so kann die unmittelbare Folge der Verlust des Kunden sein. Das bedeutet gleichermaßen für den Händler, dass sein Payment Service Provider (PSP) eventuell nicht mehr der ideale Partner für ihn ist und er sich ebenfalls nach Alternativen umschauen muss, die solche APMs anbieten. Einzig das Angebot der klassischen Bezahlverfahren reicht heutzutage nicht mehr aus, um den Endverbrauchern das bestmögliche Einkaufserlebnis zu bieten.

Dilemma für Händler und Zahlungsabwickler

Dies hat zur Folge, dass sich Händler dem Druck ausgesetzt sehen, alternative Zahlungsmethoden anbieten zu müssen, um den Erwartungen ihrer Kunden gerecht zu werden und ihren Status quo aufrechterhalten zu können. Zusätzliche Gewinnpotenziale sind rar gesät, da es sich hierbei einzig und allein um einen Service für Kunden handelt. Ein Service, der zudem nicht in Rechnung gestellt wird, sondern den Händler zusätzlich eine Nutzungsgebühr kostet. Dieses Dilemma mündet schlussendlich in dem Ruf nach neuen Zahlungsinfrastrukturen, mit denen Händler bzw. deren PSPs ihren Kunden APMs anbieten können.

Daher sehen sich nicht nur Händler mit einem Dilemma konfrontiert. Das gilt auch für Zahlungsabwickler wie Banken oder PSPs, die eben jene für die Abwicklung von APMs benötigte Zahlungsinfrastruktur aufbauen und bereitstellen müssen. Denn ihre Kunden – die Händler – erwarten fortan von ihnen ebenso wie der Endverbraucher, dass eine technisch reibungslose Abwicklung von alternativen Zahlungsmethoden zum Standard wird.

Nur Kosten und keine Erträge?

Für PSPs gilt in extremerem Maße wie für die Händler, dass die Integration alternativer Zahlungsmethoden in die bestehende Zahlungsinfrastruktur erst einmal mit einem hohen Kostenaufwand verbunden ist, der sich nur sehr schwer bzw. langsam amortisieren lässt. Zudem korreliert der Kostenaufwand positiv mit dem zunehmenden Alter der Legacy-Infrastruktur, in der die Bestandssysteme beheimatet sind. Aufgrund der vorherrschenden Geschäftsmodelle der alternativen Zahlungsanbieter, die den Großteil der Zahlungsabwicklungsgebühren durch den Händler für sich vereinnahmen, bleiben den PSPs gar keine oder im Idealfall nur marginale Bruchteile der Transaktionsgebühr. Für den Händler zeichnet sich ein noch tristeres Bild ab, stehen seinen Ausgaben für Transaktionsgebühren im Falle einer Transaktion, die über alternative Zahlungsmethoden abgewickelt wird, keinerlei zusätzliche Erträge gegenüber.

So könnten PSPs als auch Händler zu dem Schluss kommen, dass Investitionen in alternative Zahlungsmethoden auf den ersten Blick zu einem negativen NPV-Ergebnis kommen könnten. Denn ein zusätzlicher Cashflow ist entweder sehr gering oder bleibt vollends aus, vorausgesetzt, dass die neuen Bezahlarten nicht mit zusätzlichen Gebühren an die Konsumenten weitergegeben werden können.

Somit ergibt sich das Problem, dass die Integration und Bereitstellung alternativer Zahlungsmethoden sowohl für PSPs als auch für Händler keine enormen Gewinnzuflüsse erwarten lassen, sondern vielmehr einer „Loss Avoidance Exercise“ gleichen.

Neue Chancen durch alternative Zahlungsmethoden

Auf der anderen Seite bieten alternative Zahlungsmethoden sowohl Payment Service Providern als auch Händlern neben dem bereits beschriebenen Dilemma auch Chancen. Sie können den zugrundeliegenden Bezahlprozess am POS – sei es stationär oder online – zukunftsorientiert ausrichten, um künftig davon profitieren zu können. Dies erfordert allerdings eine frühzeitige und konsequente Umsetzung der Integration von alternativen Zahlungsmethoden auf Seiten der PSPs. Und zwar in Kombination mit eigens auf den Händler zugeschnittenen Value Added Service Offerings, die diesem als Trade-off für die zu entrichtenden Transaktions- und Servicegebühren einen nachhaltig quantifizierbaren Mehrwert bieten.

Konkret könnte sich dieser Mehrwert für Händler durch detaillierte Transaktionsauswertungen mittels Data Analytics inklusive echtzeitbasiertem Reporting und Monitoring generieren lassen. Oder durch ein Risikomanagement durch den PSP, das auf die jeweilige alternative Zahlungsmethode zugeschnitten ist. Oder auch durch kundenbindungsorientierte Finanzierungsmöglichkeiten, für die sich der Endverbraucher am POS entscheiden kann.

All diese exemplarisch genannten Value Added Services könnten künftig durch die PSPs in Form eines benutzerfreundlichen User Interfaces, dem Merchant Payment Cockpit, den Händlern via APIs oder Apps gegen eine Servicegebühr bereitgestellt werden. Händler würden somit von den neuen Value Added Services der PSPs entsprechend profitieren und gleichzeitig einen Vorteil für ihr Geschäft durch das Angebot von APMs erkennen.

PSP als infrastruktureller Intermediär

Für PSPs offenbaren sich demnach erfolgversprechende Aussichten, die neben dem Investitionsdilemma auch Chancen auf neue Monetarisierungsmöglichkeiten aufzeigen. Hierbei gilt es, einen wirtschaftlichen Trade-off zwischen technischem Investment und Value Added Service Offerings herzustellen, denn Value Added Services werden im künftigen Zahlungsdienstleistungsumfeld eine der wenigen Differenzierungsmerkmale darstellen. Somit ist es ratsam aus Sicht eines PSPs, frühzeitig seine technische Infrastruktur auf APMs auszurichten und optionale Value Added Service Offerings zu integrieren, die den Händlern einen messbaren Mehrwert bieten und zudem eine zusätzliche Zahlungsbereitschaft rechtfertigen.

Neben den etablierten Kunden der PSPs – den bestehenden Händlern – ist das Angebot der Abwicklung alternativer Zahlungsmethoden insbesondere auch für die Gewinnung neuer junger Kunden, z.B. Start-ups, von essenzieller Bedeutung, setzen diese doch nochmals deutlich konsequenter auf neueste Technologien und Serviceangebote für ihre Endkonsumenten. Für PSPs ergibt sich dadurch die zentrale Position, um als infrastruktureller Intermediär zwischen Händlern, APM-Providern und Endkunden zu fungieren und neue Geschäftsmodelle bzw. Services zu entwickeln.

Wie diese Rolle des PSPs aus technischer Sicht innerhalb des eigenen bestehenden Zahlungsnetzwerkes interpretiert werden könnte, zeigt die folgende Abbildung:

Abbildung zeigt die grafische Darstellung des APM Frameworks

 

Dabei wird deutlich, dass APMs in ein bestehendes Payment Gateway mit entsprechender technischer Infrastruktur, entweder direkt über bestehende Applikationen oder aber unter Nutzung von APIs, eingebunden werden können. Zudem ist aufgrund des volatilen Marktes im Bereich APM mit wechselnden Akteuren ein hohes Maß an Flexibilität in der IT (Microservices) von großer Bedeutung hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit. Die eigentliche Verarbeitung einer APM-Transaktion erfolgt fortan über das zentrale APM-Framework, das den APM-Service-Controller, das APM-System, die APM-Registry und die Händlerkonfigurationen beheimatet. Der jeweilige APM-Service-Controller ist es auch, der die Transaktion abschließend zu dem auslösenden APM-Provider routet. Ebenso geht daraus hervor, wie Value Added Services fortan von den einzelnen Applikationen und Komponenten, die an einer Transaktion beteiligt sind, mit Datensätzen bespeist werden können. Dies führt letztlich für PSPs zu der Möglichkeit, Händlern alternative Zahlungsmethoden in Kombination mit Value Added Services anbieten zu können und somit ein nicht zu vernachlässigendes Monetarisierungspotenzial zu heben. CGI verfügt über ein umfassendes Know-how, um bei der Integration alternativer Zahlungsmethoden end-to-end Unterstützung anzubieten.

Fazit

Die Zukunft für APMs sieht sehr positiv aus, und da insbesondere die jüngeren Generationen immer mehr traditionelle Zahlungsmethoden wie Kreditkarten und Bargeld ablehnen, wird sich ihr Wachstum weiterhin beschleunigen. Die Folge ist, dass APMs künftig nicht länger als „Alternativen“ zu betrachten sind. Die Verbraucher werden von dem Konzept der Wahlmöglichkeit angezogen, da sie das Gefühl haben, mehr Kontrolle und Macht über ihre Einkäufe zu haben. Daher ist es wahrscheinlicher, dass sie bei einem Unternehmen kaufen, das ihnen diese Möglichkeit bietet, anstatt sie mit einer begrenzten Auswahl an Zahlungsmöglichkeiten einzuschränken. Ein weiterer Faktor, der zu der aussichtsreichen Zukunft von APMs beitragen wird, ist ihre Funktionalität, kanalübergreifend genutzt werden zu können. Die Omnichannel-Funktionalität ist für viele Verbraucher, die sich nach der Bequemlichkeit des Einkaufs mittels eines ihrer Endgeräte sehnen, höchst wünschenswert. Dies spiegelt sich bereits in der zu beobachtenden hohen Akzeptanz und Marktdurchdringung alternativer Zahlungsmethoden wider. Angesichts des schnellen Tempos des Wandels in der Zahlungsverkehrsbranche ist es daher unerlässlich, dass Payment Service Provider und Händler Schritt halten. Wer sein Unternehmen zukunftssicher machen will, für den sind alternative Zahlungsmethoden alternativlos.

 

Über diesen Autor

Philipp Küpper

Philipp Küpper

Senior Consultant

Philipp Küpper ist Senior Consultant im Bereich Financial Services mit den Schwerpunkten Digital Transformation und Data Analytics. Mit seiner Expertise und Erfahrung verbindet er Theorie und Praxis, was er bereits in verschiedenen Projekten und wissenschaftlichen Arbeiten unter Beweis gestellt hat. In seinen Rollen als Business ...